Es war nicht die Planung, die Organisation oder gar die vermeintliche Himmelsrichtung meiner nächsten Reise, nicht die Vorfreude auf Ungewisses, die meine Gedanken fesselten , es plagten mich die Schmerzen meiner Hündin, die sie mir lautlos mit ihren traurigen Augen zuflüsterte, ihr lahmender und energieloser Gang, schmerzhaft. Ihr zeitweises Abwenden von mir, als wolle sie Abschied nehmen. Nachts freute ich mich über jeden Atemzug, den ich von ihr hörte, über jede Körperregung.
Viele Tierarztbesuche, Blutproben, Antibiotikum, CT´s, massenhaft Medikamente und Schmerzmittel brachten sie mir zurück. Ihr zaghaftes Lächeln in den Augen freute mich sehr.
Mir wurde klar, dass meine nächste Reise mit Lotte eine Reise in die Langsamkeit werden sollte, in das Vertrauen auf die Heilkraft der Neugierde, des offenen Erlebens, das Innehalten und der zweckfreien Teilnahme, als tanzendes Molekül, sich selbst überlassen.
Der Norden wurde meine Richtung, der Wegweiser zeigte nach Schweden, der raue Vorfrühling von Vildmarksvägen, eine 370 km lange Wildnisstraße sollte mein Pfad werden, mir Richtung geben. Doch vor der Vorfreude kommt ein wenig Organisation. Lebensmittel, Landkarten, Diesel, Bücher und vor Allem die mentale Zuversicht des Gelingens für Lotte und für mich.
Erster Halt war die Lüneburger Heide, dort war ich schon öfter an einem Stellplatz nahe der Autobahn. Der zweite Morgen belohnte meine fotografische Beharrlichkeit mit einem zarten Morgennebel , später von der Kraft der Sonne in ein lächerliches Nichts aufgelöst und ich konnte eine einfühlsame Aufbruchstimmung mit meiner Kamera einfangen, die ich auch in meinem Inneren empfand. „Good Job“, würden mir Vorgesetzte schulterklopfend zulächeln.
Es ging weiter. Nach einer kurzen Stippvisite bei meiner Tochter in Hamburg, fuhr ich für zwei Nächte nach Fehmarn, dort nahm ich am Montag die Fähre nach Dänemark. Weiter ging es auf einer fast leeren aber sonnigen Autobahn bis nach Schweden und auch wenn ich das Wort ZIEL nicht mehr benutzen möchte, ich bin da angekommen, wo meine Reise starten soll.
Meine Anreise wäre nichts, würde ich nicht das Gefühl haben daß es Lotte besser geht. Sie trinkt zwar, dem Kortison geschuldet, wie eine Felsspalte nach einem Seebeben, frisst wie ein Scheunentor, Das ist jetzt mein Job, Kortison ausschleichen und sie auf Diät zu halten. Ich glaube an uns. Schweden Calling, bald geht´s weiter.