Schweden, drei Nationalparks Richtung Norden

Tiveden Nationalpark

Der Name „Der Wald des Gottes Thor“ – das ist der Nationalpark Tiveden. Über 900 Millionen Jahre alt ist diese Landschaft, in der die Erdkruste damals aufbrach und Risse sowie Steilwände formte. Die Eiszeit hat diese Formen geschliffen, sie zu sanften, doch immer noch beeindruckenden Skulpturen gemacht. 

Was uns hier erwartet, ist eine abwechslungsreiche Szenerie: bizarr gewachsene Wurzelwege, Stolpersteine, die uns herausfordern, steile Passagen, die den Puls beschleunigen, und immer wieder offene Blicke auf glitzernde Seen, die wie Juwelen in der Natur liegen. 

Vom Campingplatz Stenkellegaarden, wo ich direkt am Wasser parkte, waren es nur noch 7 Kilometer Schotterpiste bis zum Eingang des Parks. Früh am Morgen starteten wir unsere Wanderung, das zarte Sonnenlicht, das die Landschaft in sanfte Goldtöne tauchte, schien die 900 Millionen Jahre Erdgeschichte in ein zeitloses Jetzt zu verwandeln. 

Fulufjället nationalpark

Auf breiten Holzbohlenwegen rattern die gleichförmigen Schritte der Touristen*innen, wie über Eisenbahnschienen dem Sehnsuchtsort ihres touristischen Verlangens entgegen: es ist der tiefste, oder höchste Wasserfall Schwedens, der Njupeskär , der 90 Meter im freien Fall in die Tiefe stürzt. Dieser Nationalpark ist der wohl am stärksten erschlossene Ort für Besucherinnen, und während meiner Wanderung traf ich etwa 25 Menschen. Das klingt nicht nach viel, aber für Schweden ist das fast wie ein Besuch auf dem Frankfurter Weihnachtsmarkt – nur ein bisschen weniger hektisch. (Nur ein Scherz.) 

Es gibt aber tatsächlich einen Touristenweg, der direkt zum Wasserfall führ, gut ausgebaut mit vielen Picknikplätzen. Doch wer den Blick von oben auf das in die Tiefe stürzende Wasser genießen möchte, der kann sich auf einen steilen, 13 Kilometer langen Pfad begeben. Über Geröllhalden führt dieser Weg, der den Mutigen unter uns eine atemberaubende Aussicht bietet. Am Ende geht es über einen Grat zurück zum Parkplatz – eine Route, die ich Lotte und mir noch nicht zugetraut hätte. 

Sonfjället Nationalpark

Vom Sonsfjällcamping, einem kleinen, herzlichen Platz an einem wunderschönen See, begann mein Tagesausflug zum Sonsfjället – der Heimat der Bären. Der Campingplatz, geführt von einem supernetten Betreiber, strahlte eine ruhige, einladende Atmosphäre aus, die sofort das Gefühl von Freiheit und Naturverbundenheit vermittelte.

Nach etwa 16 Kilometern auf einer holprigen Schotterpiste, die sich durch die Landschaft schlängelte, kam der Berg mir nach einer letzten Linkskurve entgegen. Er präsentierte sich in einem weiten, offenen Panorama: Majestätisch und einsam ragt das Sonsfjället über die Wälder des zentralen Tals Härjedalen empor.

Der Berg und die umliegenden Wälder sind bekannt als einer der wichtigsten Rückzugsorte für Bären in Skandinavien. Es ist ein Gebiet voller Geschichte und geologischer Schönheit – die Formen, die das Schmelzwasser nach der Eiszeit hinterlassen hat, sind noch deutlich sichtbar und gut erhalten.

Der Aufstieg beginnt zunächst steil, führt durch lichte, fast spielzeugartige Wälder, über lockeres Geröll und immer wieder an kleinen Bachläufen vorbei. Es ist eine Reise durch eine Welt, die gleichzeitig wild und friedlich ist, voller kleiner Wunder und stiller Kraft.

Die Wanderung zog sich, und irgendwie schien es, als hätten meine Muskeln mir einen Streich gespielt – 22 Kilometer statt der erwarteten 11. Das Gefühl, die Strecke doppelt so lang gelaufen zu sein, blieb den ganzen Tag über präsent. Am Ende, nach der überwältigenden Weite der Hochebene, führte der Weg durch einen dichten, finsteren Wald. Steil und wurzelig ging es wieder bergab, zurück in die Welt, aus der ich gekommen war.

In solchen Momenten, wenn man durch das Dunkel wandert, kommen die Erinnerungen an all die Tierfilme, die wir als Kinder gesehen hatten, wieder hoch. Das Gefühl, dass hier Bären sein müssen, wurde durch nichts erschüttert. Es ist dieses Wissen, das einen gleichzeitig vorsichtig und fasziniert macht.

Am Abend, auf dem Campingplatz, gab es noch Elchfleisch im Dutch Oven am offenen Feuer. Das knisternde Feuer, der Duft des Fleisches – (aus dem Supermarkt) das ist Natur pur, ein Moment der Verbundenheit mit allem, was hier lebt.

Im nächsten Teil geht es weiter zur Vildmarksvägen – ich freue mich schon auf die nächsten Abenteuer.