Nachdem ich, vom Süden her kommend, die Ufer jenseits von Malmö erreichte und den Wagen auf dem ersten Campingplatz zwischen Sanddünen und Kiefern in Position gebracht hatte – vorschriftsmäßig, wie man es mir nahelegte, mit der Front gen Fluchtweg, für den Fall, dass ?!;-). überkam mich ein dumpfer Anflug von Enttäuschung. Der Strand: leer, von endloser Helle, wie ausradiert vom Sommer, aber für Hunde verboten. Der Auslauf, den das Campingpersonal mit nordischer Genügsamkeit als „großzügig“ angepriesen hatte, maß kaum vier mal fünf Meter – ein Geviert aus Draht und trockenem Gras, in dem selbst Lotte sich sichtlich fremd fühlte. Lotte war es nicht einmal einen Sprint wert, den ich als Leckerli-Werfer von ihr einforderte. Immerhin: eine Dusche für Hunde gab es, eine rostige Brause über rissigem Beton. Und Vorschriften. Viele. Überall.
In den sich langsam verdunkelnden Abendstunden, während Lotte sich zusammengerollt zu meinen Füßen legte, vertiefte ich mich in Karten, Reiseführer, und vor allem in ein Buch über Schwedens Nationalparks – ein Kompendium der Stille, der Wildnis und der Abenteuer. Und je mehr wir lasen, Lotte und ich, desto klarer wurde unser Kurs: entlang einer fiktiven Route wollten wir uns von den Nationalparks leiten lassen, dorthin wo die Wege dünner werden und die Wälder dichter, bis zum Vildmarksvägen, der Straße der Wildnis.
Am nächsten Morgen verließen wir den Platz schweigend. Die frühe Sonne liess den Nebel platzen. Es ging über landschaftlich reizvolle Umwege Richtung Hillersdorp, zum Awards Campingplatz. Eine kurze Abendwanderung liess mich Kraniche sehen.
Der Store Mosse Nationalpark, das größte Moor in Südschweden, war unser Programm für den nächsten Tag.
Nationalpark Store Mosse.
„Wer zuerst kommt, ist lange alleine.“ Dieses Motto bewahrheitete sich am Store Mosse Nationalpark, wo die frühe Stille und Einsamkeit des Ortes uns ein besonderes Glück schenkte. Die menschenleeren Moorwege, im sanften Morgenlicht, gesäumt von Birken, Fichten und Preiselbeeren, führten mich entlang eines etwa 13 Kilometer langen Bohlenweges, der das Moor umrundete. In diesem Moment war alles still – nur das lautlose Zwitschern der Vögel füllte den Raum unseres Weges. Mal öffneten sich weite Blicke auf feuchte Wiesen, mal zog mich das lichte Grün der Wälder in seinen Bann. Lotte, schien von fremd-vertrauten Gerüchen geleitet zu werden, die nur sie wahrnahm und vermutlich einordnete.
Die Leichtigkeit des Wanderns, die Ruhe des Ortes – all das schien in diesem Moment perfekt miteinander verschmolzen. Ein Gefühl von Freiheit, das sich tief in den Körper und die Seele eingräbt.
Übrigens, als wir um 11:00 wieder zu unserem Camper zurückkehrten, kamen die ersten Reisebusse. Bis dahin sind wir auf diesen 13 Kilometern nur sieben Menschen begegnet.